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José

März 19, 2015 • Joseph • Audio

Anstatt eines geordneten ´Lebenslaufs`  ,  -einer chronologischen Biographie  – ,orabuena084

sei das Kennenlernen des nahezu vergessenen Schriftstellers José Orabuena mit einer Erklärung des doch seltsam schönen, doppelsinnigen, fremdartigen Namens begonnen.                                     

Zunächst:                                                                                                                                                           

José, die spanisch-portugiesische Form des Vornamens Josef/Joseph (= Vermehrer/Ernährer) war keineswegs der Geburtsname  des Autors;  –  dieser lautete vielmehr: ´Hans `. –

Orabuena ist leicht im Zusammenhang mit dem spanischen Grußwunsch ´en hora buena` (= gute, erfüllte Zeit/Stunde)  zu verstehen. Doch auch dieser Nachname war nicht der ursprüngliche Familienname des Schriftstellers;  – dieser lautete nämlich : ´Sochaczwer`.  –

Hans Sochaczewer war am 10.August 1892 in Berlin als Sohn einer säkular-jüdischen Kaufmannsfamilie geboren worden.

Die Autobiographie “ Im Tale Josaphat“ beinhaltet ausführliche Auskünfte zum Zustandekommen des neuen Zunamens ´José`,  mithin zur Benennung ´José Orabuena` überhaupt. Die eigenen, hochinteressanten Erläuterungen des Autors zu seiner Selbstbezeichnung sollen an dieser Stelle nicht thematisiert werden. Doch angedeutet sei, dass sich die neue Identität in organischer Verbindung mit seinem schriftstellerischen Schaffen vollzogen hat, wobei  durchaus irreale Züge zu vermerken wären. Zum Beispiel berichtet der Autor auf S. 255/256 der Lebensbeschreibung von Träumen aus dem Jahre 1946, in denen ihm der fiktive David Orabuena, der ´Held` seines ersten großen, bereits 1938 abgeschlossenen Wilna-Buches, erschienen sei und gebeten habe, erneut von ihm und den Seinen zu erzählen. Quasi als Belohnung für weitere Orabuena-Dichtungen wurde dem Schriftsteller im Verlauf der nächtlichen Eingebung vom Romanprotagonisten eine Art Adoptionsangebot unterbreitet:

„Und du, mir Befreundeter, heiße fortan gleich mir und du wirst nicht schlecht daran tun, dir den   Vornamen ´José ` zu wählen und nun höre.“

Wie parapsychologisch es auch erscheinen mag, der imaginäre Rat der Romanfigur wurde in die und in der Tat umgesetzt, wiewohl bis zum endgültigen Entschluss noch viele weitere Ursachen und Gründe hinzutraten, die die Namensänderung unumgänglich, nahezu notwendig machten. Der Schriftsteller war bereits ein gereifter Mittfünfziger, als er vermutlich im Zusammenhang mit dem Erwerb der britischen Staatsbürgerschaft 1948 in Manchester den Namen José Orabuena offiziell annahm und von nun an führte.  Doch Sochaczewer hin  –  Orabuena her , im Geschehen der Identitätsfindung klingt jedenfalls eine faszinierende Charaktereigenschaften des Autors an:    Die zunehmend transzendente, auf unwillkürliche ´Offenbarungen`, auf traumhafte Impulse hin orientierte Befindlichkeit des Autors, –  zudem seine Verschmolzenheit mit den Werken bzw. seinen literarischen Geschöpfen.   Das ´Reich der Phantasie` war und wurde die Welt Orabuenas.

Eine zweite Eigentümlichkeit des Schriftstellers sei hier vorweggenommen: Seine zumindest zu Lebzeiten auffällige künstlerische Erfolglosigkeit, die er allerdings mit vielen seiner Artgenossen teilt.

Bedauerliche Worte hierzu fand der bedeutenden Theologe und Hagiograph Walter Nigg (1903-1988):

„Von einem kleinen Leserkreis bewundert, von sachkundigen Kritikern geschätzt, blieb  ihm die breite Wirkung ( und auf sie wäre es ihm sicher mehr angekommen als auf ´Anerkennung` ) versagt.  Dass dies bei einem Dichter, der ein so bedeutendes, von tiefer Menschlichkeit geprägtes erzählerisches Werk geschaffen hat, der ( um nur zwei  Beispiele zu nennen ) in seinem im dänischen Exil entstandenen Roman ´Groß ist deine Treue` eine der eindrucksvollsten Schilderungen jüdischen Lebens gab, dessen Autobiographie ´Im Tale Josaphat`sich würdig in die Reihe der bedeutenden  Selbstdarstellungen unserer Tage einreiht,  dass dies bei einem solchenAutor geschehen konnte, gehört zu den Rätseln literarischer Rezeption.“ (Vorwort im ´Urlicht`)

Umso mehr jedoch suchte W. Nigg dem entgegenzuwirken, indem er wo immer möglich  die Wahrhaftigkeit und wohltuende Wirksamkeit der Werke Orabuenas pries sowie eine  persönliche Freundschaft  zum Schriftsteller pflegte. Die treffendsten und eindrücklichsten Lebensbilder über Orabuena finden sich demnach sicherlich  in den anschaulichen  Essays von W. Nigg, welche z.B. in seinen Büchern  ´Was bleiben soll`  und ´ Heilige und Dichter` enthalten sind. (  siehe auch www.unifr.ch/dogmatik/de/Projekte/Nigg             http:/fns.unifr.ch/walter-nigg/de

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José Orabuena selbst teilte Betrachtungen seines Lebens gerne in drei Gesichtspunkte bzw. Entwicklungsphasen ein, nämlich ´Wie ich zu schreiben lernte`, ´Wie ich zu glauben lernte`, Wie ich zu sterben lernte`.  Dass diese Strukturierung  äußerst effektiv und sinnvoll ist, davon zeugt  die dieser Website eingefügte gleichnamige Rundfunksendung des SWR aus dem Jahre 1984, in welcher Prof. Andreas Heinecke ´Stationen im Leben des José Orabuena` aufzeichnete.  Wegen des Umfangs (30 Min., 306MB) wird dieses Hörbild im Folgenden komprimiert und halbiert wiedergegeben:  (Bitte beim Drecksymbol links vorne anklicken)

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Hier noch antiquarische Buchempfehlungen u.a. mit Schwerpunktbereichen:

J.Orabuena: Groß ist deine Treue,Zürich/Paderborn 1959
(Ostjuden, jüd.-christl.Dialog)                                                                                                                                    

J.Orabuena: Ebenbild-Spiegelbild, Zürich/Paderborn 1962                                                            (Konversion)

J.Orabuena: Glück und Geheimnis, Zürich/Paderborn 1957                                                             (Katholizismus)

J.Orabuena: Auch Gram verzaubert, Zürich/Paderborn 1957                                                           J.Orabuena: Tragische Furcht, Freiburg 1980
(Schauplatz Italien , Charaktere)

J.Orabuena: Rauch oder Flamme, Zürich/Paderborn 1960
(Schuld,Verantwortung, Shoa)

J.Orabuena: Im Tale Josaphat, Ostfildern 1964
(Autobiographie)

Joseph Rieger

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